Natur in der Stadt
Fast jede(r) Dritte Deutsche lebt inzwischen in einer mittelgroßen oder großen Stadt ab 20.000 Einwohnerinnen bzw. Einwohnern (Grünbuch Stadtgrün). Die Stadtnatur zu erhalten und zu entwickeln ist deshalb immens wichtig: sowohl für das Wohlbefinden der Städter als auch für Tiere und Pflanzen, die in den Städten einen Lebensraum finden. Interessant ist: Je urbaner Deutschland wird, desto mehr scheinen sich die Menschen nach Wiesen und Wäldern zu sehnen. So wird auch die Stadtnatur mit ihren Grünflächen als Naturerfahrungs- und Erholungsraum immer wichtiger (Naturbewusstsein 2015). Und: Grünflächen, Parks, Friedhöfe und Brachflächen prägen neben den Gebäuden das Erscheinungsbild einer Stadt und somit auch ihre Identität.
Die Stadt als Hort biologischer Vielfalt
Viele Pflanzen- und Tierarten finden auf dem Land kaum noch Lebensräume, daher sind Städte für sie inzwischen wichtige Rückzugsräume. Die Hauptgründe für diese Entwicklung: Äcker und Wälder werden intensiv bewirtschaftet, Lebensräume durch Straßen und Bahngleise zerschnitten und durch Gewerbe- und Wohnbebauung versiegelt. Anders in den Städten: Hier bietet oftmals das kleinräumige Mosaik aus unterschiedlichsten Strukturen verschiedensten Arten einen Lebensraum. Doch leider drängen wir Menschen in unseren Gärten und öffentlichen Parks die heimische Vielfalt vermehrt zurück. Intensiv gepflegtes „Grün“ mit kurz geschorenen Rasen, immergrünen Hecken, vielen exotischen und großblütigen Pflanzen und besonders „steinerne“ Vorgärten gehören seit Jahren zum gewohnten Erscheinungsbild im Wohnungsbau. Derart gepflegte (Wohn-)Anlagen bieten heimischen Tierarten – insbesondere Wildbienen und anderen Insekten – keinen großen Nutzen.
Städter entdecken den Wert lebendiger Gärten
Doch es gibt auch alternative Strömungen: Grüne Freiräume werden quer durch alle Gesellschaftsgruppen auf neue Art und Weise wertgeschätzt. Die deutsche „Urban-Gardening-Bewegung" zeigt eindrucksvoll die neu erwachte Sehnsucht, sich die Stadt zurückzuerobern, Grünflächen selbst (neu und oft schöner) zu gestalten. Statt Einheitsgrau sind bunte Farben gefragt. Gemeinsames Gärtnern und ein offener Austausch mit anderen Menschen in grüner Umgebung stillen das Bedürfnis nach naturnahen Erlebnissen. Psychologen und Umweltmediziner fordern schon lange, mehr Grünflächen in Städten anzubieten, da diese für das geistige, körperliche und seelische Wohl der Menschen äußerst wichtig sind (Hokema 2016).
Naturerfahrungen für Kinder
Besonders wichtig sind Naturerfahrungen auch für Kinder. Spiel- und Entdeckungsmöglichkeiten in Kontakt mit der Natur steigern deren Lebensqualität – das dokumentieren viele Studien. Der folgende Film zeigt, welche Möglichkeiten sich für Kinder auch in der Stadt ergeben.
Wohnungsunternehmen können Lebensqualität beeinflussen
Auch Wohnungsbauunternehmen können ihren Beitrag zu einer vielfältigen Stadtnatur leisten, indem sie naturfernes „Abstandsgrün“ in blühende und attraktiv gestaltete Außenflächen verwandeln. Der Wohnungsbau kann außerdem verhindern, dass die Menschen Naturschutzgebiete, Seen oder Wälder übermäßig nutzen: Wenn Menschen direkt vor ihrer Haustür Natur genießen und erleben können, werden sie seltener in weiter entfernte Naturräume fahren.
Treffpunkt Vielfalt: lebenswerte Wohnquartiere
Hauptthema des Verbundprojekts Treffpunkt Vielfalt ist es, bei den Entwicklungsmöglichkeiten für Mietergemeinschaften naturschutzfachliche Aspekte mit sozialen Aspekten zu verbinden. Die Projektverantwortlichen hoffen, dass der Schlüssel für eine bundesweite Etablierung von naturnahem, wohnungsnahen Grün eine echte und innerlich gewachsene Akzeptanz ist. Vielleicht entsteht sogar eine ganz neue Begeisterung für die neue Vielfalt in den Wohnquartieren.
Das Projekt will praxisorientierte Lösungen für naturnahe Grünflächen im städtischen Wohnungsbau etablieren. Beispiele zur Umgestaltung unterschiedlicher Grünflächentypen finden Sie auf den Unterseiten der Teilprojekte „Treffpunkt Vielfalt – Berlin“ sowie „Treffpunkt Vielfalt – PikoPark“.
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